Für eine bessere Oberflächenwasserverteilung im ländlichen Raum hat sich Hermann Walter ein Verfahren überlegt. Dafür greift er auf die bekannte aber in Vergessenheit geratene Anwendung des hydrostatischen Prinzips zurück. Mit seinem Konzept hat er ein Preisgeld in der Kategorie ReWIR gewonnen.
Wie funktioniert die Anwendung des hydrostatischen Druckes?
Regenwasser aus Tonnen wird über den Behälterrand mit einem Schlauch ins Freie entleert. Dabei wird das Prinzip des hydrostatischen Druckes aus der Betrachtung Schwerkraft, Luftdruck und Erdbeschleunigung zu einer Flüssigkeits-Hebeeinrichtung in Zusammenhang gebracht. Das Interessante ist dabei, dass das Wasser ohne Hilfsmittel und ohne zusätzlichen Energieeinsatz über den Behälterrand mehrere Meter hoch fließen kann. Diese Methode ist unabhängig davon, welche Form das Wasserreservoir hat. Je nach der Höhendifferenz des Einlasses und des Auslaufes bzw. der Verluste im Durchleitungssystem und der Fließgeschwindigkeit kann die Wassersäule über den Rand idealisiert bis ca. sieben Meter betragen.
Für die Anwendung dieses idealen Naturgesetzes zur Bildung von Feuchtigkeitsarealen und künstlichen Wasserrückhaltebecken zur Bewässerung ist kein Pumpeneinsatz und kein zusätzlicher Energieeinsatz nötig. Mit der Trockenheit in Sachsen ist die Anwendung des vergessenen Prinzips in der Fläche zu forcieren. In jeder Kommune finden sich Möglichkeiten an Kanälen sowie Teichen und Flüssen in tiefer liegende Areale Wasser über wenige Kilometer über den Uferrand zu verteilen.
Eine Zusammenarbeit der Kleinstfirmen mit den Fach- und Hochschulen und den topographischen Institutionen ist sinnvoll, um die Standorte und die „Heber-Technologien“ zu optimieren. Für die Schüler in den MINT-Fächern sind diese selbst fließenden Wassersäulen über die Uferböschungen lehrreiche Schauobjekte. Werden die Rohre an der tiefsten Stelle des Teiches bzw. der Flußrinne eingelassen, erfolgt eine Reinigung des Wasserreservoirs. Um den ländlichen trockenen Räumen entgegen zu wirken, könnte die Verteilung des Oberwassers mit größeren endlosen Schläuchen aus dem Fachhandel/Baumarkt durchgeführt werden.
Wie wurde das Projekt umgesetzt?
Im zweiten Halbjahr 2019 stellte Herr Walter das zukunftsorientierte Projekt in der HWK, der IHK, der HTWK und im Technischen Rathaus in Leipzig vor. Alle leitenden Mitarbeiter/innen fanden die Anwendung zur Wasserverteilung positiv. Existierende Hürden sind allerdings sehr viele Genehmigungen, welche bei der Umsetzung von den unterschiedlichen Behörden notwendig sind. Allein eine Erlaubnis zur Wasserentnahme aus bundesdeutschen Gewässern und Abfluss des Wassers zurück in die Natur, stellt eine der Herausforderungen dar. Vor allem durch die Trockenheit der vergangenen Jahre ist der Grundwasserspiegel in Sachsen sehr tief.
Ausblick zum Projekt hydrostatisches Prinzip
Der Weg geht nur über die Antragsstellung eines Wasserbeziehers, wie zum Beispiel einer Gärtnerei, einer Agrargenossenschaft, eines Waldbesitzers oder einer Firma. Diese können die Anträge bei den Behörden stellen. Herr Walter ist aktuell auf der Suche nach einem benötigten Wasserbezieher zur praktischen und dauernden Großanwendung. Unter der Federführung des Unternehmens bzw. der Institution ist Herr Walter gern bereit, dieses neue Projekt in unserer Region zu begleiten.